SF RPG 2: Jagd

[FEV-Infizierter]

Lilya versucht erstmal zu eruieren was hier symbolisch für was steht, wessen Gestalt da draussen im All ist und wer die beiden Kinder sind, sind sie männlich oder weiblich? Wer ist die Frau am Cyberdeck? Und was tut sie da, vorläufig beobachtet sie nur die Programmabläufe ohne irgendwie zu agieren.

[Cerebro]

„Sie ist wie sie ist, aber weiß genau was sie tut.“, meint Sumiko auf Marcus‘ Befürchtungen hin. Eine kurze Weile beobachtet sie Lilya, doch als sich keinerlei Besonderheiten oder Veränderungen an ihr zeigen, wendet sie sich ab und wandert etwas durch den Raum, ohne diesen jedoch zu verlassen. Während sie sich umsieht, vermeidet sie es bewusst, irgendwelche elektronischen Geräte anzufassen – egal wie kaputt und ausgebrannt sie aussehen mögen.

[Zitrusfrucht]

Lilya kann deutlich die unsichtbaren Fäden hinter dem Programm sehen, auch wenn sie die Struktur so noch nie gesehen hat. Die riesenhafte Gestalt in der Mitte dürfte eine Art Überwachungsprogramm darstellen, unter Umständen die Hexe selbst, die Lilya vom Programm abkoppeln muss. In welcher Art Programm sie sich gerade genau befindet kann sie jedoch nicht erkennen.

Mit ein bisschen Aufwand wischt Lilya das geistige Bild der Umgebung weg, schatten- und schemenhaft sind der Gang und die Personen nur noch zu sehen. Bei der alten Frau handelt es sich um einen Datenknoten, der mit den Fenstern verbunden zu sein scheint. Sie kann eine deutliche aber noch inaktive Datenbahn sehen, die zu den beiden Kindern führt, über ihnen eine Datenbahn zu dem schwer geladenen Gepäcknetz an der Decke. Einen Ausgang aus dem Programm kann sie an dieser Stelle nicht sehen.

Plötzlich bemerkt Lilya, wie sich ihr Avatar umformt, und sie langsam die Gestalt eines kleinen Mädchens annimmt. Sie trägt einen schmutzigen kleinen Blaumann und in ihrer Hand hält sie eine Puppe.

[FEV-Infizierter]

Hmm soviel dazu... Stellt Lilya fest und macht sich als erstes daran den Datenknoten 'Alte Frau' zu sondieren und von dort aus beginnend die Datenstränge zur Hexe abzuschalten.

[Zitrusfrucht]

Anstatt auf das Programm zugreifen zu können blickt die Frau Lilya direkt in die Augen.
"Leena", sagt sie mit alter Stimme, "warum versuchst du nicht, mit meinem Enkel und seinem Freund ein bisschen zu spielen?"

Die reisenhafte Gestalt im Nebel wendet sich für einen Augenblick in Richtung Lilya, dreht sich aber schnell wieder weg.

Lilya kann hinter der Frau ein kompliziertes System aus Zahlen und Daten sehen, dessen Struktur sie sich nicht aus ihrem Wissenstandard erklären kann; jedenfalls ähnelt es kaum irgendeinem Programm, das Lilya bisher schon einmal gesehen hätte. Intuitiv weiß sie, das es gefährlich sein dürfte, direkt auf das Datenprogramm mit Gewalt zuzugreifen und zu hacken. Die ganze Umgebung fühlt sich für sie sowieso fremd an, viel zu 'physisch', wie es meist eigentlich nur in speziellen virtuellen Koferenzräumen vermittelt wird. Auch kann sie den kindlichen Körper, in den sie steckt, spüren, stärker und viel realer, als das bei ihrem Avatar der Fall wäre.


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"Pah", sagt Marcus, "ich hoffe, dass dadurch die Systeme der Hexe abgeschaltet werden. Dann können wir vielleicht den Computeruplink vornehmen und das Problem hat sich erledigt. Oder wir gehen die Extrameile und versuchen das Fräulein zur Vernunft zu bringen wenn ihr den Nomaden glücklich machen wollt."

[Cerebro]

"Sofern sich dazu eine erfolgversprechende Gelegenheit bietet, würde ich dies in der Tat gerne versuchen..." antwortet Sumiko. Dass Lilya mit dieser Idee ihrer Meinung nach wohl nicht glücklich wäre, behält sie für sich. So wie die Dinge stehen, müssen sie ohnehin Schritt für Schritt denken.

Sie dreht sich zu Marcus um. "Wieso arbeitest du eigentlich für die Sangs? Aus Überzeugung? Oder geht es ums Geld?"

[Zitrusfrucht]

"Phfr", knurrt Marcus. "Ziemlich persönliche Frage." Er schielt einen Augenblick zu Sumiko und blickt dann wieder zur Tür.
"Für die Sangs arbeite ich schon lange. Ich bin hier aufgewachsen, hab mich dann ein paar Jahre im Universum rumgetrieben und ein paar Dinger gedreht. Das übliche, Banken überfallen, Piraterie, Organdiebstahl .... hab mal mit einem Neurostimulationsnetz einen Haufen Kohle verdient nachdem ich es dem Eigentümer aus dem dem Schädel geholt habe, genug um mir in einer Kernwelt ein kleines Haus in einem Vorort zu kaufen. Das ganze aber leider beim zocken verloren, meine Frau hat mich dann bald verlassen, hat meinen Sohn mitgenommen. Irgendwann hatte ich einen kleinen Unfall mit meiner damaligen Gang und einem Trupp Polizisten, danach musste ich die Kohle für meine Operationen zusammen kratzen. In all den Jahren habe ich für ziemlich viele Bastarde gearbeitet, und die meisten haben versucht mich billig abzuspeisen oder gar mich bescheißen wollen. Aber nicht die Sangs, jedenfalls nicht bei mir. Die Zwillinge hab ich damals bei einem Zugüberfall in Belmondo kennen gelernt, ist vielleicht schon fünf oder sechs Jahre her. Die beiden waren ziemlich ausgefuchst und cleverer als viele andere für die ich bisher gearbeitet hatte. Damals wurden ihnen wohl gerade ihre Abschlüsse aberkannt wenn ich das noch richtig weiß, hat sie aber nicht sonderlich gejuckt. Jedenfalls haben sie mir eine Anstellung gegeben und als sie mir ihrem ganzen Zirkus nach Helios Grave kamen bin ich einfach mit. Hab es soweit auch noch nicht bereut. Sie sind zwar manchmal ziemlich durchgeknallt, zahlen aber gut und lassen einen recht viele Freiheiten sofern man keine Scheiße baut und sich als verlässlich erweist. Wenn sie diesen Müllhaufen übernehmen hab ich vielleicht bald genügend Kohle und lass mich irgendwo ins Altenteil nieder."
Er blickt zu Sumiko.
"So einfach ist es", meint er und zuckt mit den Schultern. "Und wieso arbeitest du für die Handelsgilde? Zahlen sie gut, oder aus irgendwelche politischen Bullshit-Gründen?"

Sumiko erinnert sich dunkel an die Schlagzeilen. Auf einem kleinen Mond in den äußeren mittleren Welten wurde ein Zug, der mehrere Syrex-Bohrtürme verband, bestohlen. Mehrere Tonnen Helium und Uran im Millionenwert wurde damals gestohlen. Anschließend wurde die Atomreaktor des Zuges sabotiert und unbemannt in die vierte Fabrik des Mondes gejagd. Bei der Explosion wurden alle Spuren vernichtet und die Fabrik zum Großteil zerstört. Siebzig Menschen verloren ihr Leben, weitere zwanzig starben an den Spätfolgen der Strahlung im Zuge der schleppend anlaufenden Rettungsaktion, etwa hundertvierzig weitere Arbeiter wurden schwer verletzt und konnten teilweise nur dank Implantattransplantation überleben. Die Drahtzieher des Coup wurden nie gefasst, Teile des Urans konnten später in den Händen mehrere Terrororganisationen und auf dem Schwarzmarkt sicher gestellt werden.

[Cerebro]

"Sie zahlen sogar sehr gut...", antwortet Sumiko knapp und versucht ihre Gedanken nicht nach außen dringen zu lassen. Sie erinnert sich grob an die Schlagzeilen von damals und diese so leicht ausgeplauderte Information wird sie im Hinterkopf behalten. Jeden holt sein Karma irgendwann ein und Syrex Intercorp oder diverse Behörden könnte diese alte Geschichte vielleicht noch interessieren. Falls nötig dürfte Madame Caval über genügend Einfluss und Beziehungen verfügen, um die Sache mit entsprechender Glaubwürdigkeit an die richtigen Ohren zu tragen - zumindest sofern Sumiko in die glückliche Position kommen sollte, eine solche Gefälligkeit zu erbitten.

"An diese Zug-Geschichte erinnere ich mich vage. Die Sache hat es damals auf beinahe alle Kanäle geschafft. Ich nehme an, die Sangs haben den Plan ausgearbeitet und du und ein paar andere waren dann für die Durchführung zuständig!? Ohne dir zu nahe treten zu wollen, ich hätte dir eine so große Nummer gar nicht zugetraut..."

[Zitrusfrucht]

"Auch nur ein Job, aber die beiden sind sich nicht zu Schade, sich auch die Finger schmutzig zu machen, das kann ich dir sagen - kein Wunder, bei ihren Upgrades", meint Marcus und zuckt mit den Schultern. "War gut für das Startkapital .... Was zahlt die Handelsgilde denn für euren kleinen Trip ins Hinterland?"

[Cerebro]

"Genug, um sich den Umständen hier auszusetzen... Helios Grave wäre ansonsten sicher nicht meine erste Wahl gewesen. Und was du mit Upgrades meinst haben wir gesehen. Die Sangs sind beides P-Men, nicht wahr? Sogar ihr Kind lief mit einer Batterie herum. Über welche Kräfte verfügen sie? Irgendwas in der Art wie das, mit dem wir es hier zu tun haben?"

[Zitrusfrucht]

"Die Sangs? Nee, die beiden sind keine P-Man. Aber ihr Körper ist voller Implantate, sie sind da sehr aufgeschlossen", meint Marcus und legt den Kopf kurz schief bevor er etwas vorsichtig fortfährt. "Ihrer jüngsten haben sie auch schon einige PImplantate gegeben manche Ärzte halten das für verrückt, aber ihr scheints gut zu gehen. Erste hat sich während der Schwangerschaft extra diesem gelben Zeug ausgesetzt das P-Man macht, beim Kleinen hats gewirkt. Leider hat der ein paar Schäden in seiner DNA, und bis er noch ein bisschen gewachsen ist, wollte kein Arzt an ihm mit seiner P-Man Physiologie rumdoktern, egal wieviel Geld oder drohungen die Zwillinge ausgesprochen haben. Na ja, irgendwann haben sies dann eingesehen."

[FEV-Infizierter]

Lilya fühlt sich alles andere als behaglich, in etwa so wie wenn sie im Haushalt einer schlafenden Person herumschnüffelt, bloß das sie keine Option hat die Person erneut in den Schlaf zu schicken. Da sie ein unsystematisches herumhacken in dem fremdartigen Interface für riskant hält beschließt sie sich auf das Spiel der beiden Kinder einzulassen, ganz so wie gewünscht.

Sie steuert ihren Avatar zu ihnen und versucht sich in ihr Treiben zu integrieren.

[Zitrusfrucht]

"Hey", meint einer der Jungen, ein blondes Kerlchen, und dreht sich zu Lilya um. "Was willst du denn hier, du Freak?"
"Sei doch nicht so gemein", meint der kleinere, schwarzhaarige Junge neben ihm.
"Bäh. Was hast du denn da für eine Puppe in der Hand? Gib mal her!"

[FEV-Infizierter]

"Das ist meine Puppe!" Entgegnet Lilyas Alter Ego und umklammert die Puppe mit den Armen.

[Zitrusfrucht]

Der Junge greift nach der Puppe und beginnt an ihr zu reißen, unschlüssig steht der andere neben ihm und blickt hin und her. Die alte Frau sitzt weiter stumm am Fenster und beobachtet die Kinder.

Lilya bekommt mit, wie der Riese sich kurz bewegt und seinen Blick auf sie richtet, es passiert allerdings noch nichts.

[FEV-Infizierter]

Scheiße! Was geht hier ab? Denkt sich Lilya und klammert sich weiter an die Puppe. Oder? Sollte ich vielleicht loslassen? Nee du! Sie versetzt den Jungen eine Ohrfeige...

[Zitrusfrucht]

Lilya versetzt dem Jungen eine Ohrfeige, kurz torkelt er zurück und schüttelt den Kopf, er hält sich die Wange und schnieft einen Augenblick.

Der Riese wendet den Kopf zu Lilya, dunkel kann sie dessen gelben Augen im Nebel erahnen, der Dunst vor dem Fenster wird etwas rötlich. Weiter passiert erstmal nichts, aber sie hat dumpfe Gefühl, etwas falsches getan zu haben.

Der Junge springt wieder auf Lilya zu und greift erneut nach der Puppe.
"Du blöde Kuh, na warte", quietscht er in einer wütenden Kinderstimme.


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Sumiko und Marcus können sehen wie der Zahlenfluss der Bildschirme kurz unterbrochen wird. Weiter passiert vorerst nichts.

[FEV-Infizierter]

"Ich geb dir die Puppe! Aber dafür kriege ich deine Eisenbahn!" Erwidert Lilya trotzig.

[Zitrusfrucht]

"Meine Eisenbahn", ruft der blonde Junge, "du spinnst ja wohl!" Er reißt noch einmal an der Puppe. "Gib sie her, oder ich hau dich!"
Nervös blickt der andere Junge hin und her, er scheint unsicher zu sein, was er machen soll.


Lilya bemerkt, wie sich der Nebel rötlich färbt, das Auge des Riesen richtet sich auf sie, kleine Risse ziehen sich langsam durch die Wände, Datenströme sickern hinein. Noch hält das Programm zusammen.


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Marcus und Sumiko können plötzlich Schritte im Gang hören, sie scheinen in ihre Richtung zu kommen.

[Cerebro]

"Verstehe.", meint Sumiko auf die Erklärung bezüglich der Sangs. Sie will ihr Frage-Antwort-Spielchen gerade fortsetzen, als die Schritte im Gang ertönen. Rasch hebt sie die Hand, um Ruhe zu signalisieren, dann weist sie Marcus mit Gesten an, sich vor Lilya aufzubauen, während sie selbst neben den Türrahmen schlüpft, um nicht direkt gesehen zu werden. Kurz gleitet ihr Blick über die schimmernde Klinge des gezückten Nanoschwerts, dann starrt sie angespannt Richtung Eingang, bereit sofort zuzuschlagen.