FalloutNow!

Als die Tür schließt, atmet der Cyborg geräuschvoll aus und nimmt eine lockere Haltung ein. "Tja... weg isser. So geht's wohl also auch! Teh... Kommt, lasst uns abdampfen, bevor der Knilch zurück kommt!"

Marcus wirft noch einen kurzen Blick um die Ecke, um sich zu vergewissern, dann macht er sich schnellen Schrittes vorwärts.

Der Mann scheint verschwunden zu sein, Marcus marschiert auf die Tür am anderen Ende des Ganges zu. Hinter der Tür kann er einen Hinterhof sehen. Die Decke ist hell und etwa fünf Meter über den Köpfen der Gruppe, ein Baum steht neben einem großen Müllcontainer hier herum. Der Hof endet an einem weißen, fensterlosen Gebäude und einem knapp zwei Meter hohen grauen Tor. Die Worte 'Kanalreinigung Oberstadt' sind auf dem Tor zu sehen.

Ein inaktiver Reperaturroboter liegt seitlich der Tür am Boden. Er fährt mit fünf paar Rädern, befestigt an Stelzen, sein zwanzig Zentimeter großer Körper ist kugelförmig, vom Torse gehen mehrere Arme von der Maschine ab. Ausgestreckt dürfte das Geräte etwa drei Meter lang sein, kann sich durch unzählige Gelenke aber so komprimieren, dass es auch durch kleinste Öffnungen passt.

"So Kopfsachen kann ich nich...ich kann Nerven manipulieren und Pseudoschmerzen verursachen, sowas..." Klärt Deliah den Großen noch leise auf und wartet einfach einen Moment, bis sich der Typ verzieht. Dann geht sie ihrem Bodyguard nach, dicht gefolgt von Cedric. Sie ist ganz froh darüber, mit ihren Kräften haushalten zu können. So oft wie in der letzten Zeit hatte sie noch nie davon Gebrauch gemacht. "So, was jetzt?" Will sie wissen und kommt hinter ihm zu stehen. Ihr Blick fällt auf den Roboter.

Auch Marcus schenkt dem Roboter einen kurzen Blick, doch sein Interesse schwindet rasch. Aufmerksamer sondiert er die neue Umgebung.

"Oberstadt...", liest er den letzten Teil der Torbeschriftung laut für sich selbst und dreht sich dann zu seinen Kollegen um. "Tja, oben sind wir wohl wieder..." Er wendet sich an Deliah, um auf die eben gestellte Frage zurückzukommen. "Schätze wenn nichts schief läuft, sind wir bald wieder auf offener Straße. Aber damit uns die Bullen oder sonstwer nicht sofort wieder in die Quere kommen, sollten wir ne ganz ruhige Kugel schieben.

Der Plan war doch, diesen Doughson aufzusuchen, oder?! Entweder das oder wir versuchen, den Planeten schleunigst zu verlassen, was dank der Tatsache, dass uns Gott und die Welt an den Fersen hängt, über die offizielle Wege wohl unmöglich ist. Aber auch der Cop ist ne heiße Nummer. Wenn er uns ficken will, laufen wir mit ihm geradewegs ins Loch oder zumindest in jede Menge Ärger... Aber ich bin nicht der Kopf hier - ich bin der Arm. Das Denken überlass ich euch... Jedenfalls sollten wir erst mal herausfinden, wo genau wir uns in der Stadt befinden und wie wir von dort am elegantesten da hin kommen, wo wir letztendlich hin wollen..."

"Logisch." Stimmt Deliah zu, als Marcus eine grandiose Entdeckung macht und lächelt schief. Dann wird sie wieder ein wenig ernster und geht noch einmal flüchtig ihre Optionen durch. Es gefällt ihr nicht sonderlich, die Sache entscheiden zu müssen. Der Große zieht sich natürlich aus der Affäre. "Tja, hm...also vom Planeten verschwinden können wir vergessen. Das kostet erstens richtig Asche und zweitens werden wir gesucht. Also können wir uns auf Doughson verlassen...damit er uns aus dem Register löscht...oder wir gehen zu dem Nazispacko. Aber Letzteres finde ich auch dumm...der hätte mich am liebsten umgelegt, als er mich gesehen hat. Und du bist bestimmt auch nicht gerade sein Liebling..." Spielt sie auf seine Vercyberungen sowie Hautfarbe an. " Maaann, schwierig...ich hasse sowas. " Grummelt sie und wollte, sie wäre stärker. Dann würde sie die Cops draußen einfach mit ein paar Autos bewerfen. "Hm...aber ja, gucken wir erst mal wo wir ausgekommen sind." Meint sie dann und kratzt sich am Nacken. "Sollen wir übers Tor rüber?"

"Oder einfach durch...", antwortet Marcus. "Wer sagt denn, dass es abgeschlossen ist? Aber so oder so - das stellt kein Problem dar. Hier rumgammeln bringt jedenfalls überhaupt nichts - also los!"

Er blickt sich noch einmal nach neugierigen Augen um und marschiert dann ohne große Heimlichkeit (aber auch nicht wie der letzte Elefant) auf das Tor zu.

"Zur Not auch so. " Das wäre ja fast zu einfach, aber leben könnte sie damit durchaus. Auch Deliah geht ohne lange zu trödeln auf das Tor zu und will nachsehen, ob es sich öffnen lässt. 

Ohne groß zu überlegen marschiert der Cyborg bis an das Tor heran und betrachtet sich dann das Vorhängeschloss. "Tja, Sicherheit wird hier wohl groß geschrieben.", meint er grinsend und greift ohne lange zu zögern oder zu fragen nach dem Schloss. "Mal sehen, was das Ding so aushält..."

Mit der einen Hand klammert er den Schließzylinder fest, während die andere mit dem Finger durch den Riegel fährt. Wie wenn man den Splint einer Granate abzieht, versucht er so in einem Probelauf - und mit ordentlichem Krafteinsatz - das Schloß relativ unspektakulär zu zerstören, bevor er Dinge wie Werkzeug, Waffengewalt oder eine Klettereinlage in Erwägung zieht.

Mit einem metallischen Knacken zerbricht der Schließmechanismus in Marcus Hand nach einer - für ihn - relativ unspektakulären Kraftübung. Das Tor ist nun potentiell offen.

"Na also...", kommentiert Marcus den Erfolg trocken und packt die zerbrochenen Teile des Schlosses in eine seiner Taschen. Zwar will er damit nichts anfangen, doch es muss auch nicht jeder, der hier später vorbei kommt, direkt auf den ersten Blick sehen, dass hier jemand gewaltsam 'ausgebrochen' ist. Vielleicht kommt man so eher auf die Idee, das der zuständige Arbeiter einfach vergessen hat abzuschließen...

Danach öffnet er wortlos das Tor und durchquert es - ganz gelassen und unauffällig, so als gehöre er hier her.

Marcus schreitet durch die Tür und steht auf einer Querstraße. Der Boden ist gepflastert, und die Häuser sehen aus, als würden tendenziell eher wohlhabende Leute drin wohnen. Auch die Menschen auf der Straße sind in edlen Kleidern ode Anzügen gekleidet. An Marcus läuft eine gutaussehende blonde Frau in einem gelben Kleid vorbei, an ihrer Hand führt sie einen kleinen Jungen hinter sich her. An mindestens zwei Ecken können Dee und Marcus Überwachungskameras erkennen.


Plötzlich fährt eine Litfasssäule auf Marcus zu. Es klickt kurz, dann erscheint das Bild einer hübschen Frau mittleren Alters.
"Mister Briggs, ich kann mir vorstellen, dass Ihre Arbeit als *SÖLDNER* Ihnen außerordentlich zu schaffen macht. Sind Sie nicht der Meinung, dass Sie dafür etwas im Austausch verdienen? Kaufen Sie noch heute Astra-Forty-Eighty, den Energymaker in dreiundfündzig verschiedenen Geschmackssorten, damit Sie die Kraft haben, nach Ihrer mühevollen Arbeit als *SÖLDNER* noch Zeit für andere Aktivitäten zu haben.

Marcus fühlt sich durch den Blecheimer nicht unwesentlich belästigt und dass das Teil lauthals seine (wenn auch falsche) Identität herausposaunt, macht die Lage auch nicht besser. Allerdings stechen er und seine Begleiter so oder so extrem aus der Masse hervor, denn selbst davon abgesehen, dass sie kleidungstechnisch in einer ganz anderen Liga spielen, haben die Schießerei in der Kirche, die Krabbelei durch das Erdreich sowie die Kletterei durch den Belüftungstunnel eindeutige Spuren hinterlassen und keiner sieht mehr aus, wie frisch aus dem Ei gepellt.

Vermutlich wird die arg limitierte künstliche Intelligenz auch keine Fragen beantworten bzw. ihnen eine Wegauskunft erteilen können. Bis auf ein "Zisch ab du Toaster...", ignoriert er also die mobile Reklame und macht sich mehr Gedanken um die Überwachungskameras. Sicher sind diese in der Oberstadt Gang und gebe, aber wenn einer ihrer Verfolger jetzt gerade zuschaut, können sie ganz schnell wieder richtig viele Scherereien bekommen.

"Schnell weiter.", meint er zu Cedric und Deliah. "Lange werden wir hier nicht ungestört herumlufen können. Wohin geht's noch mal zu diesem Doughson?"

Deliah sieht den Hünen bloß erwartungsvoll an und nickt schließlich mit einem kurzen Lächeln, als er das Schloss wie vermutet einfach zermatscht. Draußen stellt sie schnell fest, dass sich auf der Straße kaum unauffällig bewegen werden können. Also versucht sie es erst gar nicht und marschiert selbstbewusst vor Marcus her. Sie kennt sich mit reichen Kiddies nicht aus, aber vielleicht würde man ihr ansehen, dass ihr Stil nicht etwa von Unterschicht, sondern von Extravaganz zeugt.

Für einen flüchtigen Augenblick erschreckt sie sich über die wandelnde Werbung und atmet tief aus, als der Große diese schlicht ignoriert. "Tja...im Hotel war ich schon, allerdings nicht von der Seite...hm..." Das Mädchen versucht sich erst einmal zu orientieren und ins Gedächtnis zu rufen, wo zum Teufel diese Edelhütte eigentlich stand. 

Die Litfassäule fährt davon, ein paar Leute sehen das ungleiche Gespann auf der Straße ein wenig schräg an.

Das Starriz befindet sich auf der obersten Ebene - Dee vermutet, dass es  sich hierbei um dieselbe Ebene handelt. Sie dürften es schon früher oder später finden.

"Ach, keine Ahnung...gehen wir einfach erst mal da lang. " Findet Deliah und geht ihrer Nase nach weiter voran, ohne sich an den Blicken zu stören. "Die Ebene ist schon mal richtig...irgendwann stoßen wir schon drauf. " Unterwegs sieht sich das P-Girl nach etwaigen Schildern oder Werbeplakaten um - und versucht die Gebäudespitze selbst unter den anderen auszumachen. Groß genug sollte die Hütte ja sein.

Marcus trottet Deliah hinterher. Die Blicke der Passanten ignoriert er weitestgehend, erwidert sie aber auch hin und wieder herausfordernd, wenn ihn einer zu lange doof anglotzen sollte. Dabei bleibt er jedoch ruhig und vermittelt keinerlei Anzeichen aufkeimender Gewalt oder Aggressivität - zumindest so sehr es seine Erscheinung und die ihm eigene Körpersprache zulassen. Auch wenn er nicht wagt es ganz wegzupacken, hält er sein Gewehr verdeckt und unter dem geschulterten Seesack verborgen. Schwerbewaffnete Freaks dürften hier noch negativer auffallen, als unbewaffnete Freaks...

Da er nicht weiß, nach was er Ausschau halten soll, überlässt er dem P-Girl unangefochten die Führung und schaut sich eher die Umgebung sowie die piekfeinen Leute an. Prunk und moderne Hochglanztechnologie ist ihm nicht fremd, doch zumeist treibt er sich an weniger edlen Orten herum und Oberstadt wirkt daher fast wie eine Filmkulisse auf ihn; unecht und oberflächlich.

Marcus blickt hoch an die Glaskuppel und in den Himmel dahinter. *Das macht schon ein bisschen mehr her, als die Beton- oder Stahldecken weiter unten. Aber das Nonplusultra ist immer noch gar keine Kuppel und eine Atmosphäre, die man ohne Filter atmen kann. 'Luft aus der Dose' ist einfach kein Vergleich...*, denkt er sich im Stillen und entdeckt dann die roten Letter, die den Eingang des Starriz  ausweisen.

"Da ist ja der Schuppen, den der alte Knacker erwähnt hat.", meint der Cyborg im Plauderton zu den anderen und legt einen Schritt zu, um neben D her zu gehen. "Hoffen wir mal, dass der Bulle auch da ist... und uns nicht in die Pfanne haut!" Es folgt eine kurze Pause, dann fügt er noch hinzu: "Mal angenommen er hat keinen Scheiß erzählt: Was glaubst du, was er von uns will? In seinem Schrieb stand ja was von ein paar 'allerletzten Aufgaben', aber... um irgendwelche Gangster plattzumachen lacht sich ein Cop sicher keine Söldner an. Und für simple Botengänge sind wir eindeutig überqualifiziert!" Er grinst. "Muss also was Abgekartetes sein..."

"Der Typ ist kein Polizist", antwortet Cedric von der Seite, "er ist Privatermittler, so eine Art Agent oder Detektiv der für denjenigen arbeitet der ihn bezahlt."

Plötzlich fällt sein Blick auf zwei Polizisten an der Seite des Parks. Sie halten ein Bild vor die Nase einer alten Frau, die am Rande der Grünfläche auf der Parkbank sitzt. Sie nickt und deutet in Richtung der Gruppe.
Auf dem Bild ist Cedrics Gesicht zu sehen.
"Scheiße", murmelt er, blickt zum Hotel, dann die Straßenzüge entlang. "Okay - ihr trefft Doughson. Ich werde die Polizisten abschütteln. Ich melde mich über den Kommunikator", fügt er hinzu und tippt sich an das Ohr. "Okay?"