FalloutNow!

Lilya fährt sich durch ihre in der Schwerelosigkeit herumwogenden Haare und wischt sich etwas Schlafsand aus den Augen.
"Geht das schon wieder los!" Murrt sie als die Pythagoreer sich melden und betätigt die Sprechanlage. "Hier Lilya Palijova, Kommandantin der äh..." Wie nenne ich den Vogel jetzt?" космонавт!" Meldet sie sich. "Wir haben das Deck von Nibetio geborgen, wie gewünscht! Wir möchten unseren Handel zu einem Abschluss bringen. Over."

Die Antwort lässt ein wenig auf sich warten während sich das Schiff von X.O.S. sich nicht bewegt. Dann plözlich blitzt etwas auf Lilyas Systemen auf, ein Leitstrahl hat sich an der Station aktiviert und führt sie direkt zu einer Luftschleuse.

"IrgendwasPI..." nuschelt Neon, und reibt sich die Augen. Er hätte zwar noch länger und besser schlafen können, aber nach dem Abschluss der ganzen Sache mit den Taschenrechnern geht das sicher einfacher. Glaubt er zumindest, "Was machen X.O.S. hier? Ich glaub fast nicht, dass die sich nur was ausrechnen lassen wollen..." murmelt der P-Man ein wenig nervös zu seinen Kollegen, ehe ihm die verrückte Sache mit den Gummitypen auf der Marktebene einfällt. Vielleicht hat es ja damit zu tun. Aber das werden sie schon sehen - sie haben ja scheinbar Landeerlaubnis bekommen.

"Hmm auch gut!." Meint Lilya als der Leitstrahl sie erfasst. Sie wirft der Fregatte einen skeptischen Blick zu und betrachtet dann interessiert die Pythagoreer-Station. "Was für ein wildes Sammelsurium." Auf Neons Vermutung hin erwidert sie. "Ich schätze sie schützen die Pythagoreer vor Übergriffen, nachdem was auf O10 passiert ist wäre ein weiteres Progrom hier im Sektor ein PR-Desaster für X.O.S."

Das Schiff folgt dem Leitstrahl, den alten Pott ohne versehentliche Kollisionen zur Station zu navigieren erweist sich auch für Lilya recht schwierig, aber mit etwas Glück und Konzentration kann sie schließlich rumpelnd an der grünen Luftschleuse eines alten Risson-Transporters andocken. Das Licht, das Druckausgleich anzeigt, schient kaputt zu sein, aber Lilya kann das Zischen der Maschinen hören als die Luftschleuse sich mit der Station koppelt und der Übergang begehbar wird.

Der Flug ist nicht unbedingt sehr angenehm gewesen, die Temperaturregulierung der Umweltsysteme kann nur in 20°C-Schritten eingestellt werden, wodurch die Gruppe die Wahl zwischen überwarmen 30°C und vergleichsweise eiskalten 10°C hat.

Anstatt den üblichen Tritt in den Magen durch die spontan einsetzende Schwerkraft genießen zu dürfen stellt sich nur ein schwaches Gluckern ein als sie langsam zu Boden schweben, die Pythagoreer scheinen nicht viel von Erdgravitation zu halten. Wobei das Wort 'Boden' mit Vorsicht zu genießen ist, die Konstrukteure hatten das Schiff auf Trägheitseffekte zum Heck, aber nicht zur Seite ausgelegt, und die Luftschleuse liegt falsch, wodurch sie jetzt auf den Wänden stehen. Wenigstens wurden nachträglich Leitern über den Boden und Decken des Raumschiffs befestigt um alles erreichbar zu machen.

"Uuuuh... Taschenrechner..." gluckst Kane glücklich und horcht mit schief gelegtem Kopf in die Station hinen.
Den finanziellen sowie technischen Aspekt, beschließt er, überlässt er besser geeigneteren Leuten...

Lilya beschliesst demnächst Schrotthalden und Antiquariate aufzusuchen, an diesem Raumschiff gibt es definitiv viel Raum für Verbesserungen.
Sie hangelt und klettert in Richtung Luftschleuse, gespannt darauf wie sich die folgenden Verhandlungen so gestalten.

"Du pfuschst besser nicht wieder in ihren Köpfen rum Kane!" Warnt sie den euphorischen P-Man.

Canan steckt sich den Chip aus dem Kriegsschiff und das Nibetio-Deck ein, bevor sie Lilya nach draußen folgt. Das Nickerchen war zwar unzureichend und sie fühlt sich immer noch klebrig und eklig, aber die Aussicht auf Besserung - und auf das Geld lassen diese Faktoren im Moment fast nichtig erscheinen. Um die X.O.S. macht sie sich keine Sorgen mehr. Wenigstens haben sie dieses Mal keine Leiche im Kofferraum...

Kane kann eine Welt aus Zahlen hinter den Panzerungen erahnen, Strukturen und seltsam verlockende Formen, ein Meer aus Faszination.

Neon spürt wieder den Zahlenwall, statt wie Kane allerdings in Verzückungen zu geraten wirkt auf ihn all das unwirtlich, wie eine radioaktive Wüste mitten in einem Park.


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Die Gruppe klettert die Leiter den Boden hoch, vorbei an Matrazen und Decken die sich nun um 90° verschoben haben. Beinahe schon könnten sie schweben, so leicht ist die Gravitation, und jeder Schritt muss mit höchstmöglicher konzentration geschehen, will man sich nicht versehentlich mit einer falschen Bewegung quer durch das Raumschiff schießen.

Schließlich stehen sie schwankend in der Luftschleuse und zum ersten Mal seit dem Andocken wieder auf den Boden, der während des Flugs allerdings zur Wand wird. Mühsam betätigt Lilya mehrmals einen großen Hebel um quälend langsam das große Schleusentor in einzelnen Schritten zu öffnen.

Auf der anderen Seite der Schleuse stehen drei Pythagoreer in ihren Anzügen und mustern durch ihre kalten Linsen die Gruppe. Der Mann in der Mitte trägt einen schmutzigen Umhang über seinen Schultern, der sich in der niedrigen Gravitation kaum strafft und bei jeder Bewegung durch die Luft flattert. Stumm tippt er etwas auf der Tastatur auf seinen rechten Arm ein.

Einer der anderen Pythagoreer tritt einen Schritt hervor und Tippt ebenfalls auf seine Tatstatur.
"Der Erste grßt euch. Hat ihr die Variablen die wir unserer Gleichung hinzufügen können? Wir wollen sie sichten."

Die Hackerin braucht ein wenig, um sich an die verschobene Perspektive zu gewöhnen und kommt nur langsam nach. Schließlich holt sie auf und kommt neben Lilya zum Stehen. Tief atmet sie durch, während sich das gammelige Schleusentor in Zeitlupe zu öffnen beginnt. Als sie drei der menschlichen Rechner zu sehen bekommen, geht sie langsam vor.

"Äh...hallo. Natürlich haben wir die Variablen dabei...einmal den Chip..." Sie hält ihn kurz hoch. "Und das gewünschte Deck. Beides ist noch funktionsfähig und an den Daten waren wir nicht dran: Das Deck ist noch gesichert. "

Der dritte der Pythagoreer tippt etwas auf seinem Deck, ein Licht an seinem Anzug blinkt, wahrschienlich ein Laser, der Deck und Chip abtastet. Anschließend tippt er wieder etwas auf seiner Tastatur ein. Der Mann mit dem Umhang tippt ebenfalls.

Kane und Neon können beobachten wie Zahlen rasen, sich addieren und subtrahieren, Geometrische Figuren bauen und wieder zerbröseln, aber die Bedeutung bleibt ihnen verschlossen. Den P-Men fällt auf wie kränklich die Pythagoreer unter ihrem Anzug sein müssen, Unter- und Mangelernährung haben ihre Narben in den Körpern der Männer hinterlassen.


Dann ist ein leises Rumpeln zu hören, und die Gruppe kann sehen, wie den grauen, schmucklosen Gang ein klobiges Ausrüstungsstück, verpackt in einen großen schmutzigen Tuch, von drei Pythagoreern entlang gebracht wird. Es ist etwa so groß wie ein Mensch und deutlich breiter, ein wenig unförmiog, wahrscheinlich wiegt es bei Erdschwerkraft eine Tonne oder noch mehr. Auf dieser Station tragen es zwei, soweit Kane und Neon das richtig spüren, kränkliche Pythagoreer.
"Zugunsten dieser beiden Konstanten subtrahieren wir die Konstante 31PI und überlassen sie anderen Gleichungen zuvor ermittelt", teilt die Computerstimme des Mannes mit dem Umhang mit.

Canan stellt sich auf die Zehenspitzen und nickt knapp, als das Schiffsteil herangetragen wird. Sie geht auf die Träger zu und wirft einen Blick unter dem Tuch. "Okay, dann subtrahiert mal. Hier habt ihr eure Konstanten." Stimmt die Hackerin dem Handel zu und versucht sich ein Grinsen zu verkneifen. Rechnersprech ist irgendwie lustig...

Sie bedeutet Neon und Kane, den Trägern ihre Last abzunehmen und ins Raumschiff zu bringen. Dann überreicht sie dem Sprecher die beiden Objekte. "Hm, dann noch viel Erfolg mit eurer Sache. Man sieht sich, schätze ich." Verabschiedet sie sich von den Pythamenschen und steigt wieder in die Rakete.

Unter dem Tuch kann Yuri weißes Metall sehen, Faserkabel und blaue Chips - auch wenn sie im Augenblick nicht identifizieren kann was sich genau darunter verbirgt kann sie erkennen, dass es sich auf jeden Fall um Militärtechnologie handelt.

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Yuri und Lilya wissen, wie selten man ein Stück Militärtechnologie findet. Wenn ein militärisches Schiff zerstört wird wird normalerweise ein Selbstzerstörungsmodus aktiviert, der alle wichtige Elektronik innerhalb weniger Stunden in Müll verwandelt und außer teuren Legierungen kaum etwas übrig lässt außer einem Schiffsgerippe.

Lilya weiß außerdem, dass das Mitführen militärisches Technologie ein großes Risiko ist - die Wahrscheinlichkeit erwischt zu werden allerdings gering ist. Die Technik ist fremdartig und kaum bekannt, weshalb viele Scanner nicht fähig sind sie zu erkennen. Die Geheimniskrämerei des Militärs kann sich insofern auch als Bumerang erweisen.


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"Die Konstanten wurden getauscht, addiert und und subtrahiert. Weitere Operationen sind nicht mehr nötig um die Parameter zu definieren", sagt der Pythagoreer mit dem Umhang.

"Fein." Erwidert Lilya schlicht und mustert das Bauteil, sie kann nicht umhin zuzugeben das der Aufwand für ein Stück Technik dieser Art zwar hoch aber nicht zu hoch war. Was auch immer dieser Houng damit vorhat, sie will das Ding lieber früher als später loswerden.

"Los Kane! Schaffen wir das Ding in den Frachtraum!" Motiviert sie den P-Man bevor der wieder auf dumme Ideen kommt.

"Waswie", fragt Kane und starrt verträumt vor sich hin. Dann räuspert er sich.
"Oh, ja, klar", sagt er und packt das klobige Gerät, dass in der Schwerkraft nicht viel schwerer wie ein dünner Mensch ist. Vorsichtig bugstiert er es Richtung Frachtraum.

"Diese Gleichung ist beendet. Achtet auf zukünftige Operationen und Konstanten, neue Parameter werden in der Gesamtgleichung verteilt", sagt der Pythagoreer während die beiden Neuankömmlinge Deck und Chip an sich gehen und damit verschwinden.

Lilya sichert das Gerät im Frachtraum und lehnt sich anschließend setzt sich anschliessend auf einen Träger und fummelt eine Zigarette aus ihrer knallengen Jeans heraus. "Boah! Geschafft, der Job ist fast vorüber! Ging doch alles glatt oder Süßer?" Fragt sie und zündet sich die Zigarette an ehe sie wieder in Richtung Luftschleuse klettert.

Canan folgt Kane in den Frachtraum und verliert keine Zeit. Nachdem das Tuch ab ist, zückt sie ihr Handy und macht ein Foto von 31PI. Sie schreibt eine kurze SMS an Thomas:

Hey,

Wir haben das Teil. Sag deinem Onkel, er kann das Geld auf unser Konto überweisen:

2,5 Millionen pro Kopf wie ausgemacht. 

Sobald bezahlt wird, gehört das Ding euch. 

Sag an, wo du es abholen willst.

Yuri

Mit dem Foto im Anhang schickt sie die ganze Geschichte ab. Jetzt heißt es warten...

"So, ich hab Thomas eine SMS geschickt und geschrieben, sein Onkel soll das Geld locker machen...wir treffen uns dann irgendwo." Sie setzt sich wieder hin und schnallt sich an.

"Was machen wir anschließend?"

"Hmmm kein Plan, ganz ehrlich." Antwortet Lilya. "Ich bin dafür nen ruhigen Ort aufzusuchen und diese Kiste hier etwas aufzumotzen, mein Taxi will ich auch wieder benutzbar machen, Kohle sollte ja kein Problem sein, die Einzelteile schon eher. Ansonsten halt alles was Spass macht Party, Sport und endlich mal wieder ausspannen."

"Hm...meinste echt, wir sollten diese alte Mühle behalten? Ich würde hier kein Geld reinstecken, aber mach wie du denkst. Ich überleg grade, ob ein Abstecher nach O 12 lohnt, aber mir gefällt weder die Gegend, noch die Yak-Steuer. " Canan reibt sich die Nase. "Im Augenblick will ich nur  duschen, schlafen und ein Bett voller Süßigkeiten haben...danach Party, shoppen..." Sie lächelt müde. Endlich kann sie sich mal Dinge leisten, die nicht so alt wie dieses Raumschiff sind.

Die Gruppe schließt wieder durch anstrengende Hebelarbeit die Luke und ist startklar, das Kloster der Pythagoreer gibt keinen Mucks von sich.



Canans Deck surrt als von Thomas eine Nachricht eintrifft.


Hey,

Schön von euch zu hören, ich dachte schon euch wäre etwas passiert nach fast einer Woche Funkstille und mein Onkel läuft schon auf glühenden Kohlen. Ich habe für euch die Genehmigung an Fahrerdock 13-4 zu docken, dann geb ich euch euer Geld und hole das Teil ab. Ich hoffe das ganze lief ohne größere Schwierigkeiten, oder? Hier auf Omicron-10 sind in der Zwischenzeit einige seltsame Dinge passiert.

LG,
Thomas