FalloutNow!

Sumiko nimmt die Rüstung entgegen und folgt an Lilyas Seite. "Klingt gut durchdacht und erfolgversprechend; ich bin einverstanden. Ich denke das versteht sich von selbst, aber diesen Marcus sollten wir während seiner Zeit bei uns immer im Auge behalten. Solange die Sangs etwas von uns wollen, werden sie uns kaum in den Rücken fallen, aber wenn sich die Dinge aus welchen Gründen auch immer ändern sollten, sehen wir es besser vorher kommen... Und was den Drink angeht. Sicher. Ich habe hier sowieso noch keine Bar gesehen, die es Wert gewesen wäre. Haken wir Helios Grave erst einmal ab, dann haben wir genügend Zeit dafür. Übrigens..."

Sie hält im Gehen kurz Ausschau und bückt sich, um mit der freien Hand einen faustgroßen Stein ohne scharfkantige Ecken aufzulesen. Sie hält ihn auf Augenhöhe, vergewissert sich Lilyas Aufmerksamkeit (und auschließlich ihrer) und drückt mit aller Macht zu, bis der Stein schließlich nachgibt und kleinere Brocken durch ihre Finger rieseln.

"Künstliche Arme, von der Schulter bis zur Hand.", erklärt sie. "Auch wenn man sie nicht als solche erkennt. Ich kann dir keine genauen Zahlen nennen, aber bisher habe ich so ziemlich alles klein bekommen, was ich mir vorgenommen habe. Dazu kommt ein Schmerzmanipulator, der entsprechende Nervensignale blockiert, sofern ich es wünsche... Ich dachte du solltest es erfahren, bevor wir uns in Gefahr begeben. Vielleicht kommen wir in eine Situation, in der das Wissen darüber einen Vorteil darstellt."

"Eisenmucki-Klasse?" Fragt Lilya und hebt die Augenbrauen. "Gut, machen wir uns auf den Weg."
Sie steigt ein, wartet auf Sumiko und will dann zur Villa weiterfahren.

"Eigentlich sind es extrem dehn- und widerstandsfähige Kunststoffverbindungen. Elektroaktive Polymere unter einer künstlich aus der Retorte gezüchteten Haut. So viel Metall, wie man vielleicht glauben mag, ist dabei gar nicht im Spiel. Aber am Ende kommt wohl das Gleiche dabei heraus..."

Sumiko packt ihren Schutzanzug in den Kofferraum und steigt dann auf der Beifahrerseite ein. "Wenn dieser Marcus dazukommt, wechsel ich nach hinten.", meint sie, als sie die Tür zuschnappen lässt. "Es würde mir nicht gefallen, wenn er uns beiden im Rücken sitzt."

Das Taxi fährt wieder zur Villa. Vor ihr steht Marcus, am Körper trägt er einen einfachen, dunklen Strahlenschutzanzug, darüber einen grünschwarzen dicken Regenponcho, auf dem Kopf einen Cowboyhut und Sonnenbrille. In seiner Hand hält er eine große braune Tasche, dazu einen Helm der zum Strahlenschutzanzug dazugehört.

"Morgen", sagt er. "Ihr seid abfahrtbereit? Gut, bringen wir die ganze Sache ins Rollen. Ach übrigens", er zieht unter seinem Poncho einen leicht blutigen Cowboyhut hervor. "Das ist alles was vom Marshall übrig geblieben ist."

Sumiko steigt aus dem Wagen, mustert den Sang-Handlanger kurz und erwidert sein "Morgen." Die Sache mit dem Marshall übergeht sie weitestgehend, schenkt dem blutigen Hut aber einen kurzen Blick und Marcus als Reaktion auf die Information ein einfaches Nicken.

"Wir tauschen die Plätze, du kannst vorne sitzen. Sollen wir die volle Strahlenmontur jetzt schon anlegen oder gibt es noch einen kurzen Stopp, bevor wir in die Zone eintauchen?"

Lilya nickt auf Sumikos Vorschlag hin und fährt sie zur Villa.

Dort begrüßt sie Marcus. "Schönes Ding. Wo hat der Halunke gesteckt? Wieviele Leute hatte er bei sich?"
Sie beantwortet Sumikos Frage indem sie selber ihren Anzug anlegt. "Kommst du klar damit oder soll ich dir zur Hand gehen?" Fragt sie ihre Gefährtin.

"Ich denke, ich komme zurecht...", antwortet Sumiko, stapft zum Kofferraum und packt den kürzlich erworbenen Gunther-Anzug aus. Sie schaut sich das Ding zum ersten Mal etwas genauer an und überschlägt im Kopf, wie stark es sie wohl in ihrer Beweglichkeit einschränken wird.

Kurzerhand legt sie Schwert und Schusswaffen ab, dazu die dickere Oberbekleidung, und schlüpft in das klobige Ungetüm. Zum Schluss fehlt nur noch der Helm, aber den spart sie sich bis zum letzten Moment auf. Sie ist jetzt schon froh, wenn sie den Anzug wieder los ist, denn sie ist es weder gewohnt noch findet sie es äußerst angenehm, derart ausstaffiert zu sein. Obgleich wenig Hoffnunhg besteht, ihr Schwert in dieser Aufmachung besonders schnell schwingen zu können, legt sie es mit dem Rest ihrer Bewaffnung wieder an und watschelt mit dem Helm unter dem Arm zu den beiden anderen.

"Wir fahren gleich rein, wozu noch warten", sagt Marcus und steigt ein nachdem er sein Zeug verstaut hat. "Ich hab das wichtigste dabei, außerdem noch einen Strahlenmesser, dass dürfte ganz praktisch sein."

Der Gunther ist relativ unpraktisch, aber nicht in einem furchtbaren Maße. Teilweise dürften Sumikos sportliche Fähigkeiten durch das Ding eingeschränkt werden - aber nicht sehr.

Sumiko sichert sich den Platz direkt hinter Marcus und wartet darauf, dass sich die Gruppe auf den Weg macht.

"Los gehts." Meint Lilya während sie sich auf den Fahrersitz schwingt. Sie lässt sich von Marcus durch die Gassen lotsen um die Stadt auf dem kürzesten Weg verlieren.

"Folgt einfach den Straßen", sagt Marcus und zündet sich ungefragt im Taxi eine Zigarre an während das Auto an allerlei Schutt vorbei fährt, durch das längst tote ehemalige Nobelviertel der Stadt und schließlich eine gewaltige Mauer passiert, auf der der größte Teil der Kontruktion über Tortuga ruht.

Die Sonne steht hell am Himmel und brennt erbarmungslos auf den Planeten hinab, die Straßen sind alt und ausgeblichen, nur noch wenige Überreste von Pflanzen sind zu sehen, Autowracks stehen hier und da vereinzelt auf oder neben dem Highway. Der Boden besteht aus kargen Ödland, Sand und Dreck, vereinzelte Häuser und Dörfer stehen leer und sind verfallen. Das Radiometer zeigt draußen eine hohe Umgebungsstrahlung an, im Augenblick sollte man nicht das Auto verlassen.

"Also", sagt Marcus und pustet Rauch in den geschlossenen Raum, "wo wollt ihr hin?"

Sumiko rollt mit den Augen. Der Gestank und das aufgezwungene Passivrauchen auf engstem Raum gehen ihr zuwider, deshalb hebt sie den Helm von ihrem Schoß und setzt ihn auf. Nachdem sie die Verbidung zum Anzug hergestellt hat, läuft der Gunther autonom und die funktionierenden Filter erlösen sie hoffentlich rasch von Marcus' Gequalme. Da Lilya sich auf die holprige Straße konzentriert, erlaubt sie sich das erste Wort. Durch den Helm kommt sie gedämpft und von ihrer Mimik ist nicht mehr viel zu erkennen.

"Die Gouverneurin hat Yitterdaals Raumschiff irgendwann im Laufe seiner Festnahme einkassiert und lagert es derzeit in Einzelteilen in einem Hangar irgendwo außerhalb der Stadt. Wie weit ist das von hier und wie sieht der zu erwartende Widerstand aus, wenn wir mal einen Blick in Omas Rumpelkammer riskieren wollen?"

"Ah, die Hangar, bei einer alten Tankstelle. Tja", sagt Marcus. "Da dürften ein paar von Omas Leuten sein, vielleicht auch welche aus ihrer Brut, wahrscheinlich so um ein Dutzend." Er zieht wieder an seiner Zigarre.
"Wenn ihr da rein wollt könnt ihr, sofern ihr genügend Geld besitzt einfach jemanden bestechen - ansonsten müsst ihr sie töten. Oma sollte davon nicht unbedingt etwas erfahren, könnte sie zu früh nervös machen. Ich habe das Gelände schon mal besichtigt, wenn ihr wollt kann ich euch einen Plan zeichnen. Wichtig wäre, dass man auf jeden Fall die Kommunikationsschüssel zerstört - Helios Grave hat kein richtiges Kommunikationssystem, und der Cyberspace ist an manchen Stellen sehr brüchig, die Radioaktivität und die Sonnenwinde machen ihn etwas löchrig. Wenn die Schüssel zerstört ist kann man nachher alle nacheinander ausschalten. Entweder leise oder laut. Ich kann vielleicht einen Sprengkörper bauen, außerdem wurden an der Tanke auch Verbrennungsmotoren bedient, vielleicht ist noch was übrig für ein kleines Feuer."

"Wir haben auch eine Stingerrakete dabei, das Ding sollte die Schüssel doch elegant abreissen." Kommentiert Lilya die Pläne. "Allerdings könnte es sein das uns das Ding später noch nützlicher wäre, an Sprengstoff mangelts uns jedenfalls auch nicht."

"Ihr könnt ansonsten auch versuchen euch rein zu schleichen", fügt Marcus hinzu. "Allerdings bin ich eher dafür gut Dinge mit einem lauten Bämm zu verabschieden oder euch schnell etwas zusammen zu bauen."

Er kritzelt rasch ein paar Striche auf ein Blatt Papier.
"Hier", sagt er. "So sieht das Gelände aus. Bis zum Freeway haben wir Sichtschutz, bei der Abfahrt muss man vorsichtig sein und sich den Leitplanken entlang schieben."

"Ich denke mit diesen Anzügen versuchen umherzuschleichen ist ohnehin eher kontraproduktiv. Wir sollten sehen, worin unsere Stärken liegen und darauf aufbauen. In diesen Dingern sind wir weder besonders schnell noch besonders unsichtbar - erst recht nicht, wenn Technik im Spiel ist. Selbst bei tiefschwarzer Nacht würde jeder mit einer gewöhnlichen UV-Brille diesen Anzug ausmachen wie einen leuchtenden Weihnachtsbaum. Was wir haben ist das Überraschungsmoment und eine überzeugende Menge Feuerkraft. Mein Vorschlag wäre also schlicht, die Lage vor Ort einzuschätzen und Omas Posten dann möglichst schnell zu überwältigen. Wir zerstören die Schüssel, damit keine Nachrichten rausgehen können und kümmern uns um die Wachen, damit wir uns in Ruhe umsehen können. Bis Nachschub oder irgendjemand geschickt wird, um nach dem Rechten zu sehen, sind wir wieder verschwunden..."

"Vergesst nicht dass eure Anzüge nicht beschädigt werden sollten", sagt Marcus, "sonst kann der restliche Trip, erstrecht mitten im Tageslicht, ziemlich unangenehm werden." Er zieht wieder an seiner Zigarre.
"Ich weiß nicht wieviel Feuerkraft ihr dabei habt, aber im Zweifelsfall solltet ihr auch irgendetwas vor Ort nutzen - ein Dutzend Leute zu dritt sind kein Pappenstiel."

Sumiko zuckt mit den Schultern. "Nun, ich weiß selbst nicht genau wieviel. Der ganze Kram gehört Lilya, sie ist die einzgie, die eine Übersicht darüber hat. Ich kann lediglich eine nette kleine Kofferbombe beisteuern, die im Umkreis von 100 Metern alles in seine atomaren Bestandteile zerlegt.... Dürfte im Zweifelsfall auch recht nützlich sein, wenn wir unsere Widersacher gut genug auf einen Haufen bekommen - auch wenn ich sie vielleicht lieber für eine spätere Gelegenheit aufgehoben hätte. Ansonsten klingt das Wort Tankstelle doch schon recht vielversprechend. Ich denke, wenn uns ein unentdeckter Erstschlag gelingt, der genügend Aufregung verursacht und Verwirrung stiftet, wäre die Sache durchaus machbar, ohne selbst zu sehr in die Schusslinie zu geraten. Ich würde sagen wir fahren erst einmal nahe genug ran und sehen uns die Sache an, ohne selbst gesehen zu werden..."

"Wie du meinst", sagt Marcus und zieht weiter an seinem Stumpen während das Taxi weiter über den alten Highway düst. Der Himmel ist grünlich, und Streifen des heißen Sonnenlichts brennen sichtbar hinab während die Anzeige für Radioaktivität beständig weiter steigt.

Nach etwa zwanzig Minuten bedeutet Marcus Lilya zu halten.
"So, halt lieber an sofern sie uns nicht hören sollen", sagt er und zieht seinen Helm auf. "Noch ein paar hundert Meter zu Fuß und wir sind bei der Ausfahrt."

"Na schön, dann raus. Haben wir Ferngläser oder irgendwelche Überwachungsutensilien?", fragt Sumiko an Lilya gerichtet und macht sich daran auszusteigen.