Ich will ja keinem zu nahe treten, aber die Diskussion ist mir zu weitschweifig (Generationenkonflikte z.B. interessieren mich nen feuchten Kehricht, entweder man ist offen für Argumente oder borniert, das hat nix mit Generationen zu tun) und akademisch.
Hab daher ganz und gar keine Lust, auf die Vorgängerposts einzugehen, und bezieh mich lieber auf folgende Aussage von Zen Inc:
https://forum.falloutnow.de//viewtopic.php?p=339689#p339689
darin:
Mist, ich wollte hier nun wirklich nicht solch eine Diskussion wieder neu entfachen. Das können wir gerne in dem von Lexx verlinkten Thread besprechen (ich muss dir nur von vornherein sagen, dass BG2 meine Achillesferse ist, da mein buchstäblicher Hass auf BG1 einfach zu groß ist, um den zweiten Teil zu spielen. Jedoch weiß ich, dass wie bei KotOR eine durch und durch lineare Geschichte erzählt wird, in der du genaugenommen keine Rolle spielst).
Erst mal erlaube mir bitte die Frage, woher der Hass auf BG1 kommt. Zugegeben, das Spiel ist extrem linear und manche Nebenquest ist nicht sonderlich originell, aber die Hauptquest ist doch wirklich schön erzählt und intelligent in die Spielwelt eingebettet. War eins der wenigen Spiele mit High-Fantasy-Szenario, die ich bis dahin gespielt hab, bei denen es nicht einfach nur darum geht, das Königreich vor einem bösen machtgierigen Oberschurken zu retten (der den guten und gerechten bisherigen König am Ende noch hinterrücks ermordet hat
![Roll Eyes ::)](./images/smilies/rolleyes.gif)
)
Außerdem wurde der Plot erst nach und nach offengelegt und war am Ende (also nach Abschluss von Baldurs Gate 2 inklusive Thron des Bhaal) dermaßen episch und trotzdem intelligent (Hauptthema Macht und was man damit anstellt), dass es eine wahre Freude ist. Die BG-Reihe ist die bisher einzige High-Fantasy-Story, die mich nicht einfach nur gelangweilt hat. Okay, PS:T ist auch High Fantasy, oder? Na dann ersetzt "einzige" durch "eine von nur 2".
Und in welchem anderen Spiel kann man denn sonst selbst zum Gott werden, ohne dass es völlig albern und infantil wirkt?
Übrigens, spiel Baldurs Gate 2 ruhig mal an. Es gibt eine Menge positiver Veränderungen gegenüber Teil 1. Eine ist die extrem ausgeprägte Einbindung von Choices and Consequences. Selbstverständlich überschneiden sich die Handlungsfäden beim "gutem" und "bösem" Durchspielen oder was dazwischen man auch immer spielen mag (gut und böse in Anführungsstrichen, weil die Ingametexte intelligent genug sind, um einem "bösen" Char fast immer das Gefühl zu geben, mit seinen Handlungen im Recht zu sein), aber nenn mir auch nur ein einziges Spiel, bei dem das anders wäre. Dazu kommen noch die klassenabhängigen Stronghold-Quests, die Quests der Begleiter, Quests, die geschlechtsspezifisch sind, welche, die nur getriggert werden, wenn man vorher bestimmte Entscheidungen getroffen hat usw.. Dazu kommt, dass es bei vielen Quests verschiedene Möglichkeiten gibt, sie zu beenden, mit teilweise sehr unterschiedlichen Folgen. Das ist sogar noch ausgeprägter als bei den Fallout-Spielen und wenn es ein bisschen weniger "over the top" wäre, wär BG2 mein uneingeschränktes Lieblingsspiel. Die Ingametexte sind dafür aber dermaßen schön geschrieben, dafür könnte man fast nen Literaturpreis verleihen.
![Smiley :)](./images/smilies/smiley.gif)
Und dann sollte man nicht vergessen, dass BG2 mit Addon nach wie vor das umfangreichste Computerspiel aller Zeiten ist. Das steckt jedes andere cRPG locker in die Tasche und 200 Stunden für ein einzelnes Durchspielen ist völlig normal. 200 Stunden gefüllt mit schön gezeichneten Locations, anspruchsvollen Gefechten und dermaßen wortgewaltigen Ingametexten, dass Fallout 3 im Vergleich dazu tatsächlich wie von einer Bande Affen mit Schreibmaschinen über Nacht zusammengetippt wirkt.
Okay, ich lehn mich jetzt mal ganz weit aus dem Fenster und behaupte, wer BG2 nicht mag, fällt in eine von 3 möglichen Kategorien:
1. Er hat keine Zeit zum Computerspielen und sollte sich daher ganz einfach nicht zu Wort melden.
2. Er hat eine derart große Allergie gegen High Fantasy, dass er hiermit für befangen erklärt wird.
![Wink ;)](./images/smilies/wink.gif)
3. Er ist zu dumm, anspruchsvolle Texte zu verstehen.
Ob es nun noch ein gutes RPG ist oder überhaupt ein RPG, ist völlig egal, gespielt haben muss man es imo.
Und ich halts auch für ziemlich absurd, es als was anderes als ein RPG zu bezeichnen. Wenn das Medium Computer überhaupt in der Lage ist, diese Art Spiele darzustellen (was bezweifelt werden darf), ist BG2 imo die perfekteste nur denkbare Umsetzung. Das Spiel schafft es dank seiner riesigen Fülle an nicht immer und für jeden Char zugänglichen Quests und der charismatischen NPCs tatsächlich, einen zu fesseln und auch das Gefühl aufkommen zu lassen, man wäre Herr über seine eigene Geschichte.
Sandboxspiele mit Sim-Faktor wie die von Bethesda scheitern dabei natürlich kläglich, weil fast kein Augenmerk auf die Story gelegt wird (und in jeder PnP-Runde gehts natürlich vor allem um das Abtauchen in die Geschichte und nicht darum, welche Art von Zöpfen meine Amazone nun genau trägt ^^).
Hoffe, dass New Vegas das endlich mal wieder richtig hinbekommt und das scheint es ja nach den bisherigen Äußerungen hier im Forum tatsächlich zu schaffen.
An KOTOR kann ich mich leider nicht mehr gut genug erinnern, aber ich weiß noch, dass ich im Spiel ein paar wirklich harte Entscheidungen treffen musste, die mir das Gefühl gaben, ich beeinflusse die Story maßgeblich mit. Kann sein, dass das wieder nur ein Trick war, erschien mir aber nicht so. Da ich es auch nur einmal durchgespielt hab und jetzt keine Lust hab, irgendwelche Walkthroughs zu durchforsten, werd ich mich in der Frage mal einfach zurückhalten.
Noch was zur allgemeinen Debatte:
Am Ende haben viele Hardcore-Rollenspieler, die mit cRPGs wenig am Hut haben, glaub ich ein ganz simples Problem. Sie wollen unbedingt, dass die Spiele glaubhaft darstellen, wie die Umwelt auf die Handlungen ihrer Figur reagiert. Aber das ist nicht das, was den Spielspaß ausmacht, sondern die Story und wie der Spieler darin eingebunden wird sowie die Spielmechanik und ob sie Spaß macht. Details wie Tagesabläufe von NPC oder Veränderungen der Welt nach dem Erfüllen von Quests mögen zur Atmosphäre beitragen, sind aber auch keine Rettung, wenn die Story langweilt oder die Abläufe im Spiel keinen Spaß machen. Das ist zB bei DO:A bei mir der Fall, die haben viel zu viele Kämpfe eingebaut. Das ist für mich frustrierend und langweilig, drum hab ichs nicht weitergespielt. Ob die Spielwelt nun dynamisch auf mich reagiert oder nicht, hat mich bei dem Spiel nicht interessiert, die Story war fesselnd (wenn auch wieder nur das übliche recycelte Fantasy-Gedöns, aber die Präsentation rettet da manchmal viel), aber die Spielmechanik vermurkst.