Ziemlich krasse Geschichte und sicher nicht die einzige wenig aufgeklärte nukleare Umweltkatastrophe in der Ex-Sovietunion. Der Fall dokumentiert ziemlich gut welche langfristigen Folgen naiver Fortschrittsglaube, Rüstungswettlauf und Ignoranz natürlicher Ökosysteme haben. Hinzu kommt die menschenverachtende Praxis der Vertuschung und Leugnung und des verspäteten, halbherzigen Handelns die allgemein typisch für die Anfänge der nuklearen Rüstung sind. Das einleiten radioaktiver Abfälle in Flüsse, das Umleiten desselben in ein stehendes Gewässer, die 10 Jahre verspätete Zwangsumsiedlung der Bevölkerung (ich wüsste gerne was die den Menschen dort erzählt haben), die Zubetonierung des Sees ist absurd genug, völlig krank ist das nebenher die Plutoniumproduktion noch gesteigert wurde obwohl das Entsorgungsproblem spätestens Mitte der 50er Jahre jeden Betonkopf hätte klar sein müssen. Stattdessen werden immer noch Tonnenweise Abfälle in offene Reservoirs gepumpt.
Dennoch stellen sich mir einige Fragen, wie realistisch sind die angegebenen Messungen der Radioaktivität, wer hat die Messungen vorgenommen, wer hat sie gegengeprüft, wie ist es überhaupt möglich den See zuzubetonieren wenn man nach ner Viertelstunde eine potentiell tödliche Strahlendosis abbekommt? Ich zweifle ledeglich die Zahlen an der Fakt ist mr schon seit längerm bekannt. Noch eine Frage bezgl. der Verseuchung der Arktis bzw. der Verdunstung radioaktiver Substanzen: ich dachte das Radioaktivität auf dem Weg ins Grundwasser ennorm abnimmt weil es sich beim Versickern im Boden absetzt, das die hochradioaktiven schwermetallischen Flüssigabfälle wie Plutonium weniger kritisch sind als die leichtradioaktiven weil sie sich eher am Meeresgrund absetzen und aufgrund ihrer Masse kaum in Strömungskreisläufe geraten können, während sich Uran, Strontium usw durchaus im Wasser verteilen und ein viel größeres Gebiet kontaminieren können, lieg ich da falsch? Zur Verdunstung wenn Wasser verdunstet bleiben Mineralien, Salze etc. auf dem Erdboden zurück, müsste bei kontaminierten Wasser auch so sein, klar wird es dann früher oder später verweht, allerdings gelangt es so nicht hoch genug in die Atmosphäre um die gesamte Welt nennenswert zu verstrahlen. Richtig?.
Zunächst versuche ich mal auf Hellspawns Fragen einzugehen.
Woran liegts das die größten atomaren Katastrophen in der ehemaligen UDSSR geschehen sind ?
Geldmangel, mangelndes Umweltbewusstsein, Umgehng der (zu schwach formulierten) Vorschriften, Überschätzung der nationalen finanziellen, technischen und intellektuellen Ressourcen sind zumindest einige Gründe, alledings denke ich auch des es Zufall ist das andere Länder knapp an Katastrophen wie Tschernobyl vorbeigeschrammt sind. (Harrisburg und Hanford, USA; Mihama und Tsurugi in Japan z.B.)
Liegts am System ?
Eher weniger, ein politisches System zieht Katastrophen nicht automatisch an. Das ähnliches in einer Demokratie ebenfalls möglich ist führe ich weiter unten aus.
Am Know-how der Wissenschaftler ?
Denke ich auch nicht, die sowjetischen Wissenschaftler waren/sind hervorragend ausgebildet, es mangelte eher in der Umsetzung der theoretischen Grundlagen. Die Wissenschaftler können auch nichts machen wenn die Bürokratie beschliesst die Stimme der Wissenschaft zu ignorieren und an sicherheitsrelevanten Systemen spart, versucht mit dem Geld für einen Reaktor 5 zu bauen und was nicht alles passiert ist. Der Kalte Krieg trieb die SU dazu schneller, kostengünstiger und ökonomischer zu handeln die Prioritäten waren auf schnelle Ergebnisse ausgerichtet um einen 5-jahresplan zu erfüllen wurde halt manchmal über Leichen gegangen.
An der Mentalität der Bevölkerung und Ihrer Führung ?
Der Punkt trifft in jedem Fall zu, die meisten Russen denken immer ihr Land sei soo groß da können man doch dies und jenes und auf das und dass können wir verzichten. Die Russen sind unbestritten Meister der Improvisation und das geht solange gut bis man merkt das man eine Kernschmelze eben nicht mit Gummihammer, Fahrradschlauch und Damenstrumpfhose eindämmen kann.
An der Technik ?
Spielt sicherlich die größte Rolle es wurde allzu oft auf Masse statt Klasse gesetzt, die Ingeneure und Konstrukteure waren oft beim Bau der Anlagen nicht anwesend, dazu kommt das russische Roulette Prinzip das man immer hofft das doch alles gut geht und daher wissentlich oft aus Gel- und Zeitmangel veraltete, unzureichende Technik eingesetzt (Tchernobyl) oder unausgereifte Technik trotz fehlender Testläufe und Erfahrungen oft aus Prestigegründen, dennoch eingesetzt (Kursk, Raumfahrtprogramm...
Nun komme ich zu solchen Behauptungen.
karatschai ist genauso wie chernobyl ein Marxistisch, murxistisches Pfuschwerk. wie man so schön sagt.
Die kernaussage dieses Satzes ist in meinen Augen. Sowas geht nur im Kommunismus.
Ich sage doppelt falsch weder war die Sowjetunion im marxistischen Sinne kommunistisch noch stellt die Sowietunion ein Einzelfall dar.
Exemplarisch will ich hier einmal Hanford (USA) anführen, der ort wo das Plutonium für die Nagasaki-Bombe "Fat Man" und tausender anderer K-Waffen hergsetellt wurde.
Hier begann die Plutoniumprduktion bereits 1942/43 und die Grundlagen im Umgang mit den dabei anfallenden Abfallprodukten steckte noch absolut in den Kinderschuhen. Ähnlich wie später in Majak glaubten die Wissenschaftler damals das Problem der radioaktiven Spaltprodukte innerhalb weniger Jahre technisch oder chemisch lösen zu können und das Teufelszeug zu neutralisieren. Auch die Auswirkungen von radioaktiver Strahlung waren kaum bekannt und der Umgang damit praktisch Neuland. (gilt für Mayak ebenso weil die USA aus naheliegenden Gründen keinen Erfahrungsaustausch mit der SU betrieben)
Ebenso wie später in Mayak wurden die strahlenden Abwässer zunächst in den vorbeifliessenden Columbia-River entsorgt, der Hauptunterschied zum Fluss Tetscha ist das der Colubia viel mehr Wasser führt und sich die Abfälle darin nicht so konzentrierten, dennoch traten schon bald Symptome für Strahlenerkrankungen, bei Indianerstämmen deren Reservate am Columbia lagen. (Die Stätdte Hanford und White Bluffs wurden vor dem Bau der Anlage von der Regierung gekauft und die Menschen umgesiedelt, die Indianer dagegen blieben) Die Regierung leugnete einen Zusammenhang zwischen den Erkrankungen und den Vorgängen in Henford. Erst Ende der 60er jahre konnte das Problem auf dem Druck der Öffentlichkeit nicht länger negiert werden.
In Hanford wurde in mehreren Reaktoren bis 1989 Plutonium für die US-Bomben produziert, dabei fielen circa 1200 Tonnen Plutonium (240 t davon Waffenfähig) und 241.000.000 Liter radioaktive Flüssigabfälle an. Der größte Teil davon wurde in einemer Tank Farm eingelagert, 177 unterirdische Tanks mit einem Fassungsvermögen zwischen 250.000 bis 4.546.000 Litern. Der größte Teil der Tanks wurde für eine 30-Jährige Lebensdauer konzipiert, teilweise wurden die Abfälle bunt gemischt, die Tanks müssen ständig gekühlt werden um eine Explosion wie in Mayak, hervorgerufen durch die Entstehung von Wasserstoffgas, zu vermeiden. 67 Tanks sollen bereits undicht sein und ihr Inhalt versickert und gelangt durch das Uferfiltrat in den Colubia River. Eine technische Lösung zur Entsorgung oder auch nur Leerung der Tanks gibt es bis heute nicht.
Noch Fragen?
http://de.wikipedia.org/wiki/Hanford_Site
http://www.staff.uni-marburg.de/~kunih/all-doc/puversuche.pdf
Los Alamos?
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/19/19419/1.html