Danke!

... Dann leg ich mal los:
Mr.Wolna - Incubus: Una visione mortale
Tja, was soll ich sagen - tolle Geschichte! Der erste Abschnitt kam mir beim 2. lesen etwas zu dick aufgetragen rüber und hier und da gefiel mir eine Bezeichnung nicht oder der Satzaufbau hätte schöner sein können. Aber alles in Allem sind das nur wenige faule Krümel in einem sonst sehr schmackhaften Kuchen. Über die Mitte wird gut Spannung aufgebaut und das Ende setzt dem Ganzen dann noch die Krone auf, indem es dem, der nicht aufpasst und den Titel nicht versteht, wahrscheinlich komplett aus dem Denk-Konzept wirft. Das dies alles in so wenigen Sätzen erreicht wird ist auch positiv zu erwähnen. Alles in allem ein sehr gelungener Beitrag und für mich definitiv würdig, um eine Runde weiterzukommen.
Jessica - Eine neue Chance
Ich muss sagen, beim 2. lesen gefiel mir die Geschichte besser als beim 1. Mal. Der Text ist toll geschrieben, es finden sich kaum handwerkliche Fehler und auch die Wortwahl ist vielfältig und gut. Die Länge ist in Ordnung, auch wenn es nicht viel länger hätte sein dürfen - dafür passiert nicht genug. Und da wären wir auch schon bei meinem Haupt-Kritikpunkt. So schön die Geschichte geschrieben ist und so sehr sie handwerklich überzeugt: Der Inhalt hätte etwas spannender sein können. Das Ende ist zwar typisch offen, aber es verlangt mich nicht so stark zu erfahren, wie es weitergeht oder weitergehen könnte. Ich denke mir, dass die Story bewusst gediegen und ruhig sein sollte - ist ja auch mal was Neues. Mein Problem dabei ist nur leider, dass ich mich an eine Geschichte, die mich vor lauter Spannung zum Weiterlesen zwingt, eher positiv erinnere, als an eine sehr schön geschriebene Szene, in der aber im Endeffekt nicht viel geschieht.
Molot - Irgendwas bleibt
Tja, hier haben wir sie: Eine Geschichte, die mit offenem Ende nie funktionieren würde, da das Ende quasi der Knackpunkt der ganzen Story ist. Um ehrlich zu sein hat mich der Schluss mit dem Baum nicht überrascht (Dein Bild ist zu offensichtlich gewählt!) aber dafür fand ich es umso schöner - fragt mich nicht wieso. Der kleine Twist, dass Dalia das möglicherweise nur geträumt haben könnte, hat mich ganz kurz aus der Bahn geworfen, aber die Auflösung ließ ja dann nicht lange auf sich warten. Handwerklich kann ich dich mit Jessi auf eine Stufe stellen. Es finden sich kaum erwähnenswerte Fehler, die Sätze sind gut lesbar und schön formuliert. Der Text ist kurz und so kann sich schwer viel Handlung oder Spannung aufbauen - dennoch schaffst du das in der die gegebenen Zeit imho sehr gut. Fazit: Eine Geschichte, die mir persönlich sehr gefallen hat. Das geschlossene Ende passt in diesem Fall wesentlich besser als ein offenes und ist von meiner Warte aus nicht als Kritikpunkt zu betrachten. Ich merke jetzt schon, dass es sehr schwer wird, einen "Verlierer" rauszufiltern... ^^
Cando Garon - Staubwolken bei Paradise
Und hier das Gegenbeispiel: Offenes Ende par Excellence. Der Leser wird nicht wirklich schlau und ich selbst weiß das Ende nicht einzuschätzen. Es gibt keinerlei eindeutige Hinweise auf die Gesinnung der "zwielichtigen Burschen" und so bleibt alles im Unklaren. Sprachlich gewohnt sehr sehr gut, auch wenn ich hier und da mal 'nen Satz gesehen habe, bei dem ich die Stirn runzeln musste. Am Besten gefallen hat mir das, was der Kleine Junge gesprochen hat. Das kam zu 100% aus dem Mund eines Kindes - ich konnte mir die Szene so herrlich gut vorstellen! Was mir wie bei Jessi etwas fehlt, ist die Spannung. Bei dir reißt das Ende wieder viel heraus, aber davor liest sich alles etwas unspektakulär, auch wenn ich verstehe, dass du diese Zeit dafür genutzt hast, die vorherrschende Idylle zu beschreiben, nur um dann einen möglichen Wendepunkt mit dem offenen Ende zu schaffen. Es funktioniert zu einem gewissen Grad, aber eine Geschichte ist nicht nur ihr Ende, sondern auch ihr Anfang und ihre Mitte und da ist mir der Text etwas zu lau, auch wenn die Story zu kurz ist, um in der gegebenen Zeit wirklich etwas Mitreißendes aufzuziehen. Mit etwas mehr Text hättest du sicher noch mehr anstellen können.
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Fazit: Es ist 10x schwerer hier einen auszusuchen, der "schlechter" als seine Kollegen war und ich tue mich schwer. Vorab dies: Wer von mir auf den letzten Platz gewählt wird, hat das Treppchen wirklich nur um einen Fliegenfurz verpasst, denn imho sind alle Geschichten SEHR dicht beieinander...
Also, hier dann meine Tabelle:
[spoiler]
Platz 1: Wolna
Platz 2: Molot
Platz 3: Cando
Platz 4: Jessi
Erklärung: Ich muss es an Kleinigkeiten festmachen, denn grobe Schnitzer hat sich keiner erlaubt. Das Handwerkliche war bei keinem so grausam, dass es die Story arg runtergezogen hätte, also bin ich auf andere Dinge ausgewichen:
Jessi sitzt ganz unten, weil es in ihrer Geschichte - so gut sie geschrieben ist - keinen Moment gab, bei dem ich schmunzeln musste, oder der mich besonders bewegt hat.
Bei Cando hat mich der tolle Dialog zwischen dem Kind und dem Unbekannten begeistert, der den imho etwas zu idyllischen Rest stark aufgewertet hat. Dazu ist das Ende wie aus dem Kurzgeschichten-Bilderbuch.
Bei Molot finde ich die ganze Auflösung mit dem Apfelbaum schön und allein der letzte Abschnitt mit dem Wanderer brachte ein Lächeln auf meine Lippen, auch wenn es nicht überraschend kam oder etwas ist, das noch nie dagewesen wäre. Außerdem hat mich der kleine Wendepunkt kurz vor dem Ende überzeugen können, der dann doch keiner war.
Bei Wolna musste ich am Ende fast lachen, so kam sehr kam der Schluss per Holzhammer und hat mich zu Anfang verwirrt. Die Mitte ist darüber hinaus spannend genug, um einen zu unterhalten und auf eine völlig falsche Fährte zu locken. Handwerklich wohl der schwächste Beitrag - wenn auch "schwach" auf sehr hohem Niveau, wobei sich die Schreiber auch kaum was nehmen - allerdings hat es mir allein von der Idee her am Besten gefallen.[/spoiler]
EDIT: Fehlerteufel bekämpft.