Bei Brigade 7.62 war es diesmal anders. Ich habe gesehen, dass sich Leute in Foren über das Spiel unterhalten und nicht nur darüber fluchen. Sowas macht mich natürlich sofort immer mal wieder etwas stutzig... ließ dann aber den Entschluss zu, dass das Spiel vielleicht doch nicht so schlecht und wohl sogar besser als Brigade E5 ist.
Lange Sätze kurz, ich habe mir das Spiel besorgt und angespielt.
Allgemein.
Der Anfang war sehr träge. Man kann sich einen der vorgefertigten Charaktere aussuchen, wobei das Geschlecht jeweils männlich oder weiblich ist und die Grund-Attribute (Stärke, Wahrnehmung,...) unveränderbar auf den Charakter angepasst sind. Die Fähigkeitswerte wie Treffsicherheit, Tarnung oder Handgemenge können dagegen selbst eingestellt werden. Ist der Charakter erstellt, geht es weiter und dass Intro startet. Das Intro erinnert stark an Jagged Alliance 2, dem offensichtlichen Vorbild, mit dem Unterschied, dass die Animationen der Figuren ziemlich steif wirken. Ansonsten... das Intro ist kurz, das Ziel schnell erklärt und dann befindet man sich auch schon im Spiel. Womit wir wieder zurück zum "Der Anfang war sehr träge" kommen. Gerade im Spiel, wird man auch schon vom örtlichen Auftraggeber angesprochen und bekommt seine Aufgabe noch einmal erklärt. Danach ist der Spieler vollständig auf sich allein gestellt. Genau das macht den Anfang auch nicht unbedingt leicht: Ist der Spieler nicht willig, von alleine durch die Gegend zu laufen und Leute anzusprechen, garantiere ich, dass nach maximal 30 Minuten die Luft raus ist und man das Spiel frustriert und oder gelangweilt wieder beendet. Zieht man sich aber die Hose hoch und hält noch etwas länger durch, setzen so langsam die ersten Erfolgserlebnisse ein und man fängt an, die Augen größer zu machen.
Ich persönlich hatte auch schon daran gedacht, das Spiel einfach zu beenden, da der erste Ort groß, blank und leer ist. Ab und an stehen ein paar NPCs in der Gegend herum, von denen viele immer und immer und immer wieder nur einen standard Text abspulen und ansonsten passiert nichts. Nun, da ich ja wie bereits erwähnt, andere Leute im Internet gesehen habe, die sich mit dem Spiel anfreunden konnten, dachte ich mir, dass es an mir liegen muss und ich mich nicht genug reingehangen hab- Bin also einfach auf die Weltkarte gegangen und ziellos zur nächst näheren Stadt marschiert. Eher durch Zufall habe ich kurz darauf meinen ersten Nebenauftrag erhalten und schon ging es los... Ich war im Spiel. Die ersten Gegner waren bezwungen, die ersten Infos zu mir durchgedrungen, das erste Geld verdient und die ersten besseren Waffen gefunden. Mittlerweile hatte ich sogar genug Geld gesammelt, um einen weiteren Söldner anzuheuern, der fortan an meiner Seite kämpft- solange die Kohle stimmt.
Zu den Söldnern.
Man startet das Spiel alleine. Die erste Zeit wird man auch zwangsweise nur alleine unterwegs sein, da einfach das nötige Geld fehlt, um Söldner anzuheuern. Diese stehen meistens in der nächsten Bar und warten nur darauf, vom Spieler angeheuert zu werden. Dabei besteht die Möglichkeit, den Begleiter pro Tag, pro Woche oder pro Monat zu bezahlen. Negativ dabei: Hat man einen der Söldner bereits angeheuert, ist es leider nicht mehr möglich, den entsprechenden Sold einzusehen (ich habe zumindest noch keine solche Funktion entdecken können). Dadurch wird die allgemeine Planung leider erschwert.
Ausrüstung und Grafik.
Die Grafik basiert auf einer aufgebohrten Brigade E5-Engine. Soll heißen, das Spiel gewinnt heutzutage gewiss keinen Blumentopf mehr. Macht mir persönlich allerdings gar nichts aus, denn obwohl die Grafik nicht übermenschlich ist, sind trotzdem sehr viele Details vorhanden. Beispiel hier, die Ausrüstung der eigenen Söldner: Je nach dem, was für eine Schussweste, was für einen Rucksack oder was für sonstige Ausrüstung der Charakter trägt, es ist im Spiel zu sehen. Sogar winzig kleine Waffenmodifikationen werden grafisch dargestellt, was mir sehr gut liegt, da das einer der Punkte ist, der mich mittlerweile am in die Jahre gekommenen Jagged Alliance 2 stört - Die Details der Ausrüstung fehlen (vor allem mit 1.13 Mod, bei der man sehr viel mehr basteln kann, als in JA2 Vanilla).
Gegner, KI und die Sache mit dem Toastbrot.
Ok, die Gegner sind dumm. Meistens reicht es aus, wenn man sich in eine gute Position begibt und dann wartet. Und wartet. Und wartet. Die Gegner laufen meistens direkt in die Schussbahn und fallen um, bevor sie überhaupt daran denken können, zu schießen. Hier ist der Schwierigkeitsgrad leider etwas niedrig. Ich musste aber trotzdem in vielen Situationen mehrfach neu laden, da irgendwas blödes passiert ist oder die Gegner aufgrund einer falschen Aktion von mir doch noch einen Strohhalm gesehen haben.
Da will ich auch gleich schon zur Steuerung kommen. Hier dran gehe ich kaputt... Mittlerweile habe ich schon einige Tricks herausgefunden, trotzdem stehen mir noch einige Fragezeichen über dem Kopf. Ich weiß zum Beispiel noch immer nicht, wie ich im Kampfmodus Waffen aufheben kann, die auf dem Boden liegen oder ob das überhaupt geht. Nicht gerade selten ist es mir passiert, dass ich aus JA2-Reflex die "D"-Taste gedrückt und mein ausgewählter Söldner daraufhin leider seine Waffe weggeschmissen hat- die ich dann nicht mehr aufheben konnte. Hilfe.
Auch an die Kamera-Steuerung muss sich der geneigte Spieler erst gewöhnen. Nach einer Weile sollte diese aber auch kein Problem mehr machen. Notfalls nützt der exzessive Einsatz der Mini-Map, auf die man klicken kann und dadurch sofort zum entsprechenden Punkt auf der Karte springt.
Was habe ich noch vergessen zu erwähnen? Ah ja...
... Das Kampfsystem.
Hier wurde ich wirklich positiv überrascht. Ich weiß nicht, ob das System auch in Brigade E5 schon so gewesen ist - habe das Spiel ja nur knappe 10 Minuten angespielt - aber hier ist den Entwicklern wirklich etwas neues gelungen. Das Kampfsystem ist nämlich eine Mischung aus Echtzeit, Rundentaktik und Pausemodus. Ok... auf gut Deutsch, Echtzeit mit Pause, also nichts neues werden die meisten sagen. Der Clou hier ist aber, dass das Spiel zum einen immer nach bestimmten Ereignissen von selbst pausiert und zum anderen die Aktionspunkte quasi durch Zeit-Sekunden ersetzt wurden. Um ein Beispiel zu nennen: Wir befinden uns in einer Konfliktsituation mit einem feindlichen NPC hinter einem Felsen. Der Kampf beginnt, das Spiel pausiert. Jetzt wählen wir unseren Söldner aus und klicken auf einen entfernteren Punkt auf den Boden, um ihn dorthin zu bewegen. Jetzt läuft das Spiel in seichter Zeitlupe weiter, die Sekunden tickern nach unten und der Söldner bewegt sich. Ist das Ziel erreicht, wird das Spiel wieder pausiert und der Söldner ist wieder bereit. Jetzt könnte man die Waffe ziehen, den Gegner anvisieren und schießen- der Pause-Modus endet wieder, die Zeit tickert nach unten und der Söldner schießt. Das selbe passiert mit den Gegnern.
Herrscht gerade keine akute Gefahr, läuft die Zeit unverändert weiter. Schießt ein Gegner oder wird etwas anderes "unnormales" gesichtet, verlangsamt sich die Zeit automatisch und der Spieler hat wieder mehr Zeit zum Reagieren, ohne in Stress oder wilder Klickerei ausbrechen zu müssen, was mir bei anderen Echtzeit-Strategiespielen immer schon ein Dorn im Auge war. Taktik wäre in solchen Fällen nahezu 0 vorhanden.
Wie auch immer... meine abschließende Meinung zum Spiel: Es macht Spaß. Mir zumindest mehr als Brigade E5. Die Nebenaufgaben sind interessant, die Story kommt so langsam in fahrt und ich freue mich schon darauf, endlich mal wieder ein paar geile Knarren und andere Ausrüstung zu finden. Jetzt stellt sich mir nur noch die Frage, wann ich mal endlich eine FAMAS finde und ob überhaupt und ob ich nicht vielleicht vorher im Internet eine Liste aller Waffen finde... leider gibt es nicht sehr viele Informationen zum Spiel und vor allem in deutschen Sprachraum sieht es eher mau aus, was solche Dinge angeht.
Trotzdem. Ich werde definitiv noch eine ganze weile Brigade 7.62 High Calibre spielen und hoffen, dass nicht schlagartig und aus welchen Gründen auch immer, die Motivation in den Keller schießt.
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